Alexandra Liehmann - beWEGen beWEGt

raum für lebensKunst * tanzTherapie & Ausdruck

Was ist Ausdruckstanz und woher kommt er?


"Am Anfang war der Tanz und nicht das Wort."

Rudolf von Laban   



Anfang des 20. Jahrhunderts löste die amerikanische Tänzerin Isadora Duncan auf revolutionäre Weise die festgelegten und starren Formen des klassischen Balletts auf und fand neue Formen von Tanz und Bewegung. Barfußtanzend eroberte sie die Bühne. Ihr Unterrichtsstil kam ohne Bewegungsvorgaben aus. Sie förderte mit Hilfe der Improvisation die Fähigkeit für einen Selbstausdruck. Der Ausdruckstanz ermöglicht über ein Ausdrücken aller Gefühle eine ganzheitliche Erfahrung, ein sich Befreien.


"Der Tanz ist so alt wie der Mensch,

so alt wie sein Verlangen, sich mitzuteilen, seinen Freuden und Sorgen Ausdruck zu verleihen,

mit dem, was ihm unmittelbar zur Verfügung steht -

mit seinem Körper."

Walter Sorell  


Der Ausdruckstanz Anfang des 20. Jahrhundert hat damit für die Entstehung der Tanztherapie eine wesentliche Bedeutung. Die errungene Freiheit im Tanz und der Bewegung sind die Grundlage für einen freien individuellen Selbstausdruck, der einer der Ziele in der Tanztherapie ist.


Weitere Pioniere dieser Zeit sind Mary Wigman, die in Deutschland ihre Wurzeln hatte, die Amerikanerin Martha Graham und Rudolf von Laban. Labans Wirken hat für die Tanztherapie eine besondere Bedeutung, da er den Grundstein für eine Didaktik der Tanzimprovisation legte. Mit seiner Raum- und Antriebslehre, sowie der Erschaffung eines Notationssystems - der Labanotation - ist er der Begründer der Bewegungsanalyse. Diese ist ein wichtiges Werkzeug als diagnostisches Mittel und wertvoll für die Interventionsplanung. Als wesentliches Prinzip in der Tanztherapie gilt das Prinzip der Polarität. Labans Lehre über die Antriebe (efforts) bezieht sich immer auf ein Spannungsfeld zwischen zwei Polen innerhalb von Raum, Kraft und Zeit (z.B. stark-leicht). Alles in unserem Leben unterliegt den Polaritäten. Das eine existiert nur durch das andere, so wie Tag und Nacht oder Licht und Schatten. Genauso verhält es sich auch mit unseren Gefühlsqualitäten. Das wertfreie Erfahren und Integrieren zweier gegensätzlicher Bewegungspole und das in Verbindung kommen mit den damit verbundenen psychischen Anteilen kann uns helfen, diese zu integrieren. Damit erweitern wir unser Erlebens-, Verhaltens- und Bewegungsspektrum. In der Improvisation können wir uns mit diesen Gefühlsqualitäten auf kreative und individuelle Weise auseinandersetzen. Damit stehen nicht das Bewegung erlernen und Imitieren im Vordergrund sondern die eigene Erfahrung und der individuelle Selbstausdruck. Ausdruckstanz und Improvisation fließen damit naturgemäß in die tanztherapeutische Arbeit ein.


"Jeder Mensch kann tanzen. Tanz ist Ausdruck - ist Kommunikation."

und

"Man kann nicht nicht kommunizieren."

Paul Watzlawick